Foto: M. Morawitz


Der Eiserne Vorgang
Express-Historie von A. Behmel

Was wir auch gut gemacht hatten, war die Eisenzeit. Nach der Bronze kam nämlich Eisen groß in Mode. Anno 700. Das war, als wir uns grade so schön an unser olles Brongsezeug gewöhnt hatten; da mußten wir schon wieder aufrüsten und das wurde teuer. Wenn die olle Steinaxt wie ein Trabbi war, dann war ein Eisenschwert Marke Jastorfkultur ne richtige Luxuskarosse von Rolls Rost. Wir hatten die Wahl: Jede Menge Bernstein blechen oder über die Eisenklinge springen.

Manche Forscher meinen, daß mit der Erfindung der Eisenwaffen auch die Kriege erst so richtig angefangen haben; und wenn sich einer im Fachbereich "Krieg und Ungerechtigkeit" so richtig gut ausgekannt hat, dann sind das die alten Skythen gewesen, ein schneidiges Reitervolk ausm Osten, die auf der einen Seite würglich brutale Sachen mit den Leuten angestellt haben, aber andererseits hamse wunderschönen Schmuck hergestellt, wo sich die heutigen Trichterbecher im Fernsehen mit ihrem affigen Teleshop ruhig mal ne Scheibe abschneiden könnten. Die gepiercten Skythen sind auf ihren Pferden auch zu uns nach Schlachtensee oder Verwursterhausen geritten gekommen und haben uns gezeigt, was 'ne Hungerharke ist. Glücklicherweise habenses nicht lange ausgehalten bei uns und sind weitergeritten, über die Elbe, um die Leute dort von ihrem Eisenmangel zu kurieren. Bei uns war einfach nicht viel zu holen; daran war aber nicht der Senat Schuld, sondern das Geld an sich war noch nicht erfunden.

Berlin lag also immer irgendwie dazwischen, und in der Zeit um 700 vor Christus waren wir zwischen den Kelten im Westen und den Wenden im Osten eingekeilt. Alle drei, die Berliner, die Kelten und die Wenden haben ganz flüssig indoeuropäisch gesprochen, was aber nicht heißt, daß man sich gegenseitig verstanden hätte. Den gleichen Effekt haben wir heute, wenn wir nach Bayern fahren und es angeblich auch indoeuropäisch ist, was se da unten von sich geben.

Östlich der Elbe, und damit hier in Berlin, sind die Kelten als Siedler nie gewesen. Und so kommts, daß wir hier keine keltischen Ortsnamen haben, wie sonst fast überall in der Restrepublik, sondern mehr slawische Namen (oder wendische) wie zum Beispiel Leipzig, was mit Linden zu tun hat oder die Glienicker Brücke, was mit Lehm zu tun hat, natürlich das Wort Glienicke und nicht die Brücke selber, die ist aus Stahl und das konnten wir damals noch nicht kochen. Dafür brauchts erst den Borsig und der kommt später dran.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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