Brongs und Kupfer lieb ich sehr
Express-Historie von A. Behmel
"Den Trichterbecher in seim Lauf hält weder Ochs noch Esel auf!" So ähnlich
wollten das ja die Steinzeitkommunisten haben, aber wie immer kam alles
vollkommen anders, nämlich wieder 'ne Revolution, wenn auch keine so friedliche
wie die letzte bei der Wende oder im letzten Kapitel, mit der Jungsteinzeit.
Und zwar hat diesmal so ein Kupferstecher im Irak ausklamüsert, wie man Metall
bearbeitet und hatte damit durchschlagenden Erfolg, denn von da an waren unsere
olln Steinwerkzeuge im Vergleich dazu wie'n Trabbi neben nem Golf GTI. Über
lange Handelswege sind die Spielsachen zu uns gekommen, bis die
Trichterbecherleute selber auf den Trichter gekommen sind, wie man Metall
herstellt, erst Kupfer, und dann, weil es hertha is, Bronze!
Wir Berliner hießen in dieser Zeit leider immer noch nicht "Berliner", sondern
Lausitzer Kultur und die bestand unter anderem darin, daß wir die Sonne
angebetet haben, Haustiere gehalten haben und dicht besiedlt waren - fast so
wie heute. Wer es ganz genau wissen will, der sollte mal zum Museum Schloß
Wolfshagen fahren, da gibt es eine Ausstellung über das berühmte Königsgrab
von Seddin, das aus genau dieser Zeit stammt; mit Schmuckstücken, Nadeln,
Töpferwaren und königlichen Rasiermessern - so was hat nicht jeder bekommen,
und darum wissen wir, daß es sich bei dem Toten im Grab um einen Fürsten
gehandelt haben muß. Apropos Handel: Der ging damals auch schon europaweit,
nur, dass wir so vernünftig waren und nicht Kälber und Joghurt quer durch
Europa geschippert haben, sondern das teure Bernstein mit oder ohne Fliege,
was es anderswo nicht gab. Das Material wurde auf Bestellung frei Haus bis
nach Afrika und Nahost hinein geliefert, ziemlich weit, ohne Mercedes und
nur per pedes.
Grob gesprochen dauerte die Brongsezeit von 1.800 bis etwa 700 vor Christus und
das erstaunliche ist, wie wir diese feinen Handarbeiten für Museum Schloß
Wolfshagen hergestellt haben, ohne daß wir überhaupt lesen und schreiben
konnten. Weil die Schrift unbekannt war, wissen wir bis heute leider keinen
einzigen Namen von den ersten kulturschaffenden Berlinern. Damals haben wir
angefangen, unsre Toten in einzelnen Gräbern zu beerdigen, weil wir bereits
an ein Leben nach dem Tode geglaubt haben, oder damit spätere Archäologen mehr
über uns rausfinden können - und eins ist richtig: Es gab schon fast alles,
was es heute auf dem Friedhof auch noch gibt, von Sitzbänken vielleicht mal
abgesehn. Das ham wir gut gemacht.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
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