Nüscht Halbet und nüscht Janzet
Express-Historie von A. Behmel

Eine künstliche Aufstellung rund um die Halbstadt West herum - mehr war die Mauer nicht, aber bauense mal so ein Ding quer durch das Herz von einer Weltstadt: Die S-Bahntunnels, die Kanalisation vom Hobrecht, unsre Spree, Versorgungsschächte, Keller, und so weiter; und unter uns: da ist alles voll mit Gängen, und genau da ging man durch, von Ost nach West. Mit dem Mauerbau, kam ne richtige Untergrundbewegung auf; kubikmeterweise Untergund wurde bewegt: das ist im Museum an der Bernauer Straße dokumentiert, mit all den Damen und Tragödien. Ungefähr zehn Prozent der ostdeutschen Bevölkerung sind abgehauen, weilse nicht verstaatlicht werden wollten. Deswegen kam die Mauer als ausreise-erschwerendes Hindernis hinzu. Über tausend Menschen sind in Europa dabei ums Leben gekommen, beim Versuch, in den Westen zu gelangen. Daran erinnert übrigens auch ein kleines Museum in Marienfelde.

Ausgedacht hatte sich die Mauer ein gewisser Walter Ulbricht, son dussliger Kerl mit Piepsstimme; geplant hat das Ding der spätere Gast-Chilene Erich Honecker mit seinem Panikorkester, alles unter der gütigen Schirmherrschaft von Nikita Chruschtschow, dem Mann mit dem Schuh. Der hatte eingesehen, daß die DDR ohne Mauer nicht mehr kollaboriern, sondern kollabiern würde und das wollte er nicht haben. Dummerweise hat der Westen nicht richtig reagiert, als die Sektorngrenze in den Himmel wuchs. Nur die Berliner selber sind gegen die Mauer auf die Barrikaden gegangen. Hat nüscht jeholfen, die Mauer kam, blieb und wurde von Jahr zu Jahr dichter, breiter und besser überwacht. Jetzt wird es auch noch idiotisch: obwohl sich die DDR eingemauert hat, konnte sie ohne Geld aus dem Westen nicht überleben und die im Westen haben auch noch bezahlt und den Stachldraht geliefert - auf Kredit. Die Transit-Strecke wurde übrigens auch vom Westen bezahlt, mit gebührenflichtigem Visum dazu, ne Art staatliche Eintrittskarte. Auf dieser Transitstrecke war typischerweise so gut wie alles verboten, was Freude macht: Anhalter mitnehmen, Flyer verteilen, vom rechten Wege abkommen, zu schnell fahren...

Kurios ist auch das Ding mit der S-Bahn gewesen: Die war nämlich ein Teil von der alten Reichsbahn und saß im Osten. Folglicherweise gehörte die gesamte S-Bahn zu Ostberlin, auch wennse im Westen fuhr und weil die West-Berliner die S-Bahn boykottierten, mußten Buslinien eingerichtet werden, die entlang der Gleise liefen, wie zum Beispiel die Linie 66. Die S-Bahn ging vor die Hunde und es wurde in kaum einem Reiseführer erwähnt, daß die überhaupt noch in Betrübnis war.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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