Wat schmeißt denn da der Clay?
Express-Historie von A. Behmel
Ohne Geld ist das Leben schwer zu machen, deswegen wollten wir keine unsoziale
Schwarzmarktwirtschaft mehr haben, sondern ne soziale D-Mark-Wirtschaft, was man auch
durchgesetzt hat, aber leider nur im Westen. Das hat wieder den Russen nicht gefallen, und so
sind zwei Systeme entstanden, die nicht ganz komfortabel mitenander waren. Ost- und Westmark:
Ende Juni '48 wurde Westberlin eingekesselt, Gas und Strom abgedreht, Straßen dichtgemacht,
alles zu. Man könnte das Ganze als ein Vorläufermodell von der späteren Berliner Mauer
mißverstehen, aber das ist was anderes gewesen. Die Russen wollten erst das ganze Deutschland
für sich haben. Später, mit der Mauer, hat sich die DDR sozusagen selbst ausgekesselt - das ist
der feine Unterschied. Damit der Westen nicht verhungern mußte, hat Militärgouvernör Lucius
Delta Clay die berühmte Berliner LuftLuftLuftbrücke gestartet und das wurde ihm himmelhoch
angerechnet: eine pilotische Meisterleistung: Alle zwei Minuten ist ein Flieger gelandet,
häufiger als die U-Bahn, um Güter nach West-Berlin zu bringen, ungefähr ein Jahr lang; dann
haben die Russen klein beigegeben, aber die Teilung ging munter weiter: Auf einmal hatten wir
schon zwei Magistrate, einen links, einen rechts von der Mauer... und anstatt ihren bescheuerten
Stalin hinter schwedischen Gardinen einzuchecken, haben die Russen den Ostteil hinter den
eisernen Vorhang navigiert; und während der Westen mit Marshallplan, Westintegration und
Wirtschaftswunder beschäftigt war, gab es im Osten Verstaatlichung, Demontage und damit eine
Ausreisewelle. Bei der Alternative zwischen SED und KadeWe war das auch kein Wunder.
Endlich hat man wieder angefangen, miteinander zu reden: '55 ist das gewesn, als wir hinter und
vor der Mauer wieder eine Armee hatten, da ist der noch rüstige Adenauer nach Moskau geflogen,
aber nicht wie Matthias Rüstig, sondern ganz offiziell. In Moskau hat er verhandelt und hat es
hingekriegt, daß auch noch die letzten Kriegsgefangnen aus Russland freigelassen wurden,
insgesamt etwa 10.000 Mann, die für zehn Jahre in Lagern eingesperrt gewesen waren, darunter
viele Berliner. Trotz Hunger und Not ging es mit unsrer Kultur rasant aufwärts, gleich in den
ersten Tagen nach Kriegsende hatten wir schon wieder die ersten Theater, teilweise noch draußen
vor der Tür, dann Rundfunksendungen, Kinos und Kunstausstellungen.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
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