Wer hat Angst vorm schwarzn Läufer?
Express-Historie von A. Behmel
Vom ihrem eigenen tausendjährigen Reich hatte Frau Riefenstahl grade mal zehn Prozent
hingekriegt, als sie 2002 gestorben ist. Warse jetzt Nazi oder war se keener - das sollen die
vom Kulturteil klären, aber eins ist richtig: der Film über die Olympiade von '36 gehört zu
den dollsten Dingern der Filmgeschichte überhaupt. Der Hitler konnte den Film allein schon
deswegen nicht leiden, weil Jesse Owens mit seinen vier Medaillen dabei zu gut wegkam. Erst
1984 ist das Carl Lewis wieder gelungen, obwohl der auch keinen gültigen Ariernachweis hatte.
Als 1931 das IOC sich auf Berlin geeinigt hatte, hat kein Mensch gedacht, daß ausgerechnet der
Hitler Gastgeber sein würde, aber trotzdem sindse fast alle nach Berlin gekommen, außer den
Sowjets und den Spaniern. Einerseits bestand wenig Zweifel, daß die Nazis keine ganz anständigen
Menschen waren, die vielen Uniformen waren verdächtig und die Nürnberger Rassegesetze weltweit
bekannt, aber andererseits stellte die Olympiade auch eine wichtige Etappe der Sportgeschichte
dar. So ist zum erstenmal olympisches Feuer aus Griechenland zu Fuß an den Spielort gefackelt
worden. Auch neu: Mit über 25 Korrespondenten wurden fast alle wichtigen Sprachen der Welt
gecovert. Undercover blieb dagegen Hitlers Plan, die Spiele für immer in Deutschland zu
behalten, immer in Germania, der Hauptstadt der Welt. Überhaupt der Hitler, das war ein Mensch
ohne jede Lebensart, da gefällt mir der Jesse Owens schon besser: 35 Jahre lang Kettenraucher,
aber stellt einen Rekord nach dem andern auf. Schade, dasse ihn daheim in Amerika mit ihren
dortigen Rassegesetzen nicht viel besser behandelt haben als wir hier in Berlin und schade,
daß der Owens daheim auf Jahrmärkten gegen Pferde und Windhunde anrennen mußte, aus purer Not
isser sogar Discjockey geworden.
Olympische Dörfer waren auch eine relativ neue Erfindung, 1932 in Los Angeles hatte es die
zuerst gegeben und da konnte man sich hier nicht lumpen lassen. Die Wehrmacht hats gebaut,
Siemens hats ausgerüstet und die Gestapo hats im Auge behalten. Über diese ganze Maskerade hat
William Shirer vom CBS berichtet, als einer der wenigen, die man nicht so leicht blenden konnte.
Zum Beispiel ist ihm aufgefallen, daß die Zigeuner im Straßenbild fehlten, na, keen Wunda, die
waren alle in Marzahn inhaftiert, und während überall in der Stadt Hakenkreuze flatterten und
Richard Strauss seine neue Fanfare für das olympische Dorf einübte, hatte man in Sachsenhausen,
Buchenwald und Dachau noch ganz andere wohlbekannte Dörfer errichtet.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
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