Germania Bomb'astica
Express-Historie von A. Behmel
Den Armleuchtern von Nazis muss man eines lassen: Ideen hattense genug und genau das war auch das
Problem, denn diese bekloppten Ideen waren äußerst ungesund: Alles hamse kaputtgemacht, auch das,
wofürse angeblich gekämpft haben.
Albert Speer ist für unsre Berliner Baugeschichte eine ganz erbauliche Figur, weil er von seinem
direkten Vorbestraften Hitler dazu bestimmt wurde, Berlin einmal ganz umzukrempln und auch noch
umzubenennen in "Germania", was nebenbei gesagt, gar kein deutsches Wort ist. In der Zeit sind
Gebäude entstanden, die es heute noch gibt, und die uns was zu erzählen haben, da wäre einmal das
heutige Finanzmysterium, wo der fette Göring als Herr der Flieger drinsaß, dann wäre da unser
Olympiastadium und der Hohenzollernplatz. In diesem Stil sollte das neue Berlin komplett aufgebaut
werden. Aber der absolute Mjölnir wäre das Stadtzentrum geworden, direkt am Reichstag, der für
Berliner Verhältnisse schon groß genug ist: Direkt davor wollte der Speer seine "Halle des Volkes"
hinbauen, ungefähr fünf mal so hoch wie der Reichstag. Die ganze Mitte von Berlin wollte man abreißen,
mehr als 50.000 Wohnungen, und danach wieder aufbauen.
Aber dazu ist es nicht mehr gekommen, weil Sir Arthur Bomber-Harris, ein städtebaulicher Überflieger,
uns das Projekt "Wohnraumvernichtung und Stadtplanierung-'45" zuvorkommenderweise abgenommen hat.
Einen großen Wurf hat der Speer hingekriegt, und damit fing seine Karriere übrigens an; das war die
Ausgestaltung von diversen Nazibüros, unter anderem die Neue Reichskanzlei in der Wilhelmstraße,
Hitlers Office. Das hat dem Hitler so gut gefallen, daß Speer sozusagen privater Schlaumeister des
Führers wurde, nur dem Hitler unterstellt. Dann hamse geplant: Insgesamt sollte Berlin in Kreuzform
gebracht werden, mit zwei Achsen, eine Nord-Süd und eine andre Ost-West, die es schon gab, nämlich
die Linden und den 17. Juni, oder die Charlottenburger Chaussee, wie das damals noch hieß. Die
Lampen von damals stehn da heute noch. Später kam die Siegessäule dazu, auch gleich vergrößert um
ein paar Meter. Denn beim Reichstag selber gab es nicht mehr viel zu sehn, der war abgebrannt
und stillgelegt. Die zweite Achse vom Kreuz gab es noch nicht, aber die sollte vom neuen Nordbahnhof
in Moabit bis runter nach Templhof gehen. Riesige Wasserbecken rechts und links daneben, damit
sich die Halle des Volkes besser spiegeln konnte, und so weiter. Weiter unten wäre ein Triumpfbogen
hingekommen, ein riesiges Ding, tausendmal größer als der Pariser.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
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