Tarif AB in die Mitte
Express-Historie von A. Behmel
Zur ganzen Weltstadt wurde Berlin 1920, als eine grundlegende Bezirksreform angestellt wurde; und weil
das für die Stadt wirklich wichtig ist, müssen wir das alles ganz genau aufzählen: 8 Städte haben sich
vereinigt: Alt-Berlin, Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln (bis 1912 hieß das noch Rixdorf),
(Rest-)Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf, aber damit nicht genug: 59 Lantgemeinden und 27
Gutsbezirke haben wir ebenfalls noch mit reingenommen. Mit einem Schlag ist Berlin um das dreizehnfache
gewachsen. Später ist noch das bißchen Zehlendorf dazugekommen, aber nach der Nacht vom 30.9 auf
den 1.10 war es erstmal gut. Heute sieht alles schon wieder ganz anders aus. Typisch!
Wenn wir unsern alten U-Bahnplan nochmal zur Hand nehmen, können wir sehen, daß der Bereich AB im
großen und Ganzen damals festgelegt worden ist. Berlin ist hauptsächlich in den Westen gewuchert.
Denn im Ostn hat wieder mal alles länger gedauert, fuffzich Jahre, als Ostberlin unbemauert allein
gewachsen ist: Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf, die sind erst seit den siebziger Jahren
dabei, und das sieht man auch rein optisch. Damals hatte man keinen guten Geschmack.
Das ist übrigens politisch gewesen, immer einen guten Namen für die neuen Stadtteile zu finden. Die
Bezirke Prenzlauer Tor und Hallesches Tor wurden umbenannt in Prenzlauer Berg, was ich persönlich
nicht so doll finde, weil es da überhaupt keinen richtigen Berg gibt und das andere ist Kreuzberg
geworden, naja, wir habens eben mit die Berge. Andere Viertel mußten neu formiert werden, und da
wurde immer der Name von der Gemeinde genommen, die am größten war: Pankow, Reinickendorf, Steglitz,
Tempelhof, Treptow, Weißensee und Zehlendorf, die hats vorher so gar nicht gegeben.
Logisch, daß der Verkehr jetzt wichtiger wurde. Es hat zwar paar Jahre gedauert, aber dann hatten wir
hier auch ne fast vollelektrische S-Bahn in Berlin von Siemens und AEG mit seitlicher Stromschiene.
Übrigens, der Mann, der die BVG auf die Beine gestellt hat, ist nach dem Krieg sogar Regiernder
Bürgermeister geworden: der damalige Stadtrat für Verkehr und Betriebe, Ernst-Reuter-Platz. Der
hat die Tram-Gesellschaft, die Allgemeine Berliner Omnibus-AG und die Gesellschaft für Hoch- und
Untergrundbahn zusammengefaßt - und wie wichtig sone BVG für eine Stadt ist, können wir daran
erkennen, daß nach dem Krieg ein bahnbrechender Einschnitt sozusagen, der Wiederaufbau von der
U-Bahn undsoweiter allerhöchste Priorität hatte. Das ging ruck-Zug, und denn lief das wieder, da
konnte keener mekkan.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
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