Ich hab ein Pianola zuhaus mein...
Express-Historie von A. Behmel
Salong ...das Wort hat immer noch einen gewissen Klang, aber, was ist das
eigentlich, so ein richtiger Berliner Salon? Das ist "die gute Stube mit
kluge Köppe drin und wenn es fertig is, gehnse wieda". Man konnte auch jour
fixe dazu sagen, oder "Kaffeekränzchen" zu dem die Dame des Hauses eingeladen
hat, aber zu essen gab es in aller Regelmäßigkeit nüscht oder wenig. Lecker
waren eher die Gespräche, die mußten gesalzen witzig sein, würzig oder
gepfeffert und zumindest bißchen etepetete. Viel mehr hatten die Salons schon
nicht mehr gemein. Da gabs beispielsweise den Salon von Luise Fürstin
Radziwill, geborene Prinzessin von Preußen oder auch der von Henriette Herz,
zwei wie Tag und Nacht; es war nicht so wichtig, ob die Salonière bürgerlich
war oder adlig, aber sensibel mußte sie sein, jute Maniern ham und sich um die
Gäste kümmern können, so daß alle das Gefühl hatten, was besondres zu sein
und deswegen waren die Salons auch so beliebt bei Künstlern und
Schrüftstellern, die ja von berufswegen wat besondret sind.
Kürche, Küche, Kindergartn, so lauteten die drei frauenbewachenden Parolen.
Mehr konnte eine Frau nicht müssen dürfen. Aber das war den aufgeweckten
Berlinerinnen viel zu wenig. Dem Berliner Frauentemperament verdanken wir
deswegen ne ganze Reihe wichtiger Salons, und diesen Salons verdankt eine
ganze Reihe wichtiger Leute ihre Transpiration, und die war in den Zeiten
der Romantik ein zentraler Brennstoff für jedes Geniewerk. Sarah Levy hat in
ihrem Salon den E.T.A. Hoffmann so richtig gut inspiriert und die beiden
Philosophen Fichte und Schleiermacher haben gleich mitinspiriert.
Babette Meyer, Tochter von einem Bankier, hat ihren Salon den "Grünen Salon"
genannt, an der Bellevuestraße, wo sich die Liberalen getroffen haben,
später auch der damalige Außenminister Walther Rathenau. Am Weidendamm Nr. 5
befand sich damals der Salon von Henriette Paalzow, wo so gut wie alles,
was Rang und Namen hatte mit von der Partie war: Die Humboldts, Karl Gutzkow
und Ludwig Tieck. Sophie Sander hatte ihren Salon in der Breiten Straße Nummer
23: Hier parlierten schon wieder die Humboldts, Heinrich von Kleist, Friedrich
Schlegel und Clemens Brentano mit Goethe und Jean Paul... Na, die berühmten
Namen hören gar nicht mehr auf, wenn es einmal angefangen hat: Mendelssohn,
Schadow, Verrnhagen, Chamisso... Die Salons sind einfach zu volkreich für son
kleines Kapitel. Deswegen empfehle ich das Buch von der Petra
Wilhelmy-Dollinger, die kennt die Berliner Salons wie ihre eigene
Wespentaille.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
|