Foto: Rainer Fedke


Ich hab ein Pianola zuhaus mein...
Express-Historie von A. Behmel

Salong ...das Wort hat immer noch einen gewissen Klang, aber, was ist das eigentlich, so ein richtiger Berliner Salon? Das ist "die gute Stube mit kluge Köppe drin und wenn es fertig is, gehnse wieda". Man konnte auch jour fixe dazu sagen, oder "Kaffeekränzchen" zu dem die Dame des Hauses eingeladen hat, aber zu essen gab es in aller Regelmäßigkeit nüscht oder wenig. Lecker waren eher die Gespräche, die mußten gesalzen witzig sein, würzig oder gepfeffert und zumindest bißchen etepetete. Viel mehr hatten die Salons schon nicht mehr gemein. Da gabs beispielsweise den Salon von Luise Fürstin Radziwill, geborene Prinzessin von Preußen oder auch der von Henriette Herz, zwei wie Tag und Nacht; es war nicht so wichtig, ob die Salonière bürgerlich war oder adlig, aber sensibel mußte sie sein, jute Maniern ham und sich um die Gäste kümmern können, so daß alle das Gefühl hatten, was besondres zu sein und deswegen waren die Salons auch so beliebt bei Künstlern und Schrüftstellern, die ja von berufswegen wat besondret sind.

Kürche, Küche, Kindergartn, so lauteten die drei frauenbewachenden Parolen. Mehr konnte eine Frau nicht müssen dürfen. Aber das war den aufgeweckten Berlinerinnen viel zu wenig. Dem Berliner Frauentemperament verdanken wir deswegen ne ganze Reihe wichtiger Salons, und diesen Salons verdankt eine ganze Reihe wichtiger Leute ihre Transpiration, und die war in den Zeiten der Romantik ein zentraler Brennstoff für jedes Geniewerk. Sarah Levy hat in ihrem Salon den E.T.A. Hoffmann so richtig gut inspiriert und die beiden Philosophen Fichte und Schleiermacher haben gleich mitinspiriert. Babette Meyer, Tochter von einem Bankier, hat ihren Salon den "Grünen Salon" genannt, an der Bellevuestraße, wo sich die Liberalen getroffen haben, später auch der damalige Außenminister Walther Rathenau. Am Weidendamm Nr. 5 befand sich damals der Salon von Henriette Paalzow, wo so gut wie alles, was Rang und Namen hatte mit von der Partie war: Die Humboldts, Karl Gutzkow und Ludwig Tieck. Sophie Sander hatte ihren Salon in der Breiten Straße Nummer 23: Hier parlierten schon wieder die Humboldts, Heinrich von Kleist, Friedrich Schlegel und Clemens Brentano mit Goethe und Jean Paul... Na, die berühmten Namen hören gar nicht mehr auf, wenn es einmal angefangen hat: Mendelssohn, Schadow, Verrnhagen, Chamisso... Die Salons sind einfach zu volkreich für son kleines Kapitel. Deswegen empfehle ich das Buch von der Petra Wilhelmy-Dollinger, die kennt die Berliner Salons wie ihre eigene Wespentaille.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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