Foto: Rainer Fedke


Na warte, Bonaparte...
Express-Historie von A. Behmel

Unter den Kriegern, die 1789 den Hals riskiert haben, hat sich son kleener mit Schmalzlocke besonders kanonisiert und ist Direktator und sogar französischer Kaiser geworden. Mit diesem Titel auf der Visitenkarte, dachte er, könnte er auch alle andern mit links in die Brusttasche stecken. Leider stimmte das auch fast, und so sind unzählige Menschen für ihn und für nüscht und wieder nüscht pulverisiert worden. Bonaparte war auch hier in Berlin, weil er bei Jena und Auerstedt seine Schlacht derart bombig gewonnen hatte, daß unser Königspaar Luise und Friedrich Wilhelm III. auseinandergesprengt wurde - und während die Königin noch völlig unsouverän nach ihrem Monarchen suchte, rückten die Bonapartisanen schon weiter vor. Erfurt und Magdeburg kaputtulierten und so kam Napoleon am 27. Oktober 1806 hier direkt bei uns durchs Brandenburger Tor stolziert und wir Dussl haben ihm auch noch die Zweitschlüssel zu unsrer Stadt überreicht. In einem Wort: Abstieg in die Regionalliga. Das alles hatte auch sein Gutes, wie die Stein-Hardenbergschen Reformen: Es ging darum, aus einem Königreich zweiter Hand mit absolutistischen Anwandlungen ein modernes Staatswesen mit Verfassung, selbständigen Landwirten zu machen und alles zusammen bereit für die Industrialisierung Dann wurde das moderne Beamtentum eingeführt, was heute zwar wieder veraltet ist, aber damals fanden det alle jut.

Modern war auch die Idee, daß ab jetzt jedermann Immobilien kaufen und verkaufen konnte, ejal, ob einer Bauer, Bürger oder Adliger war. Mit dem ollen Mißständestaat war es aus und vorbei. Damals warn wir trotz Abstieg weltspitze in punkto modern sein. Und das war auch nötig, weil der olle Napoleon das reiche heilige Römertum deutscher Nation erledigt hatte, so daß es streng genommen gar kein Deutschland mehr gab, dafür aber viele deutsche Staaten - und mittendrin waren wir Berliner. Übrigens, das Brandenburger Tor und der Napoleon, auch son Ding, weil Bonaparte nämlich unsre Quadriga obendrauf konfisziert hatte und nach Paris geschleppt hat, so etwa wie den Obelisk von Ägypten, was auch nicht viel feiner war. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig mußte Napoleon ab nach Elba - ins Exil und hopp. und so haben wir unsre Quadriga endlich wiedergekriegt, wie den Napoleon, den haben wir auch noch mal wiedergekriegt, allerdings nur für hundert Tage, bis wir ihn bei Waterloo ausgebremst haben.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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