Foto: Rainer Fedke


Wat der Bauer nicht kennt, liester nich...
Express-Historie von A. Behmel

Weil nüscht so is, wie's bleibt, hat sich auch das Bildungswesen in Berlin immer wieder neu gebildet. Manchmal sind nur die Namen sitzengeblieben, manchmal auch nur die graue Erinnerung wie im Fall Kranzler von den Torten, wo man viel lernen konnte.

Dem Orden der Franziskaner verdanken wir unsere ersten ordentlichen Schulen in Berlin, die praktischerweise gleich im Kloster untergebracht waren. Die Adresse konnten sich selbst die Schulversager leicht merken: Graues Kloster, Klosterstr. 73a, gleich bei der späteren Ruine. Erst hattense dort ne billige Absteige aus Feldstein gemauert, dann kam ein Gebäude feinster Backfischgotik und schließlich kamen die alliierten Fliegerbomben; zwar der Traum eines jeden Schülers, aber auch gleichzeitig das Ende der ersten Druckerei unsrer Stadt und der traditionsreichsten Schule in der Region, zu deren Abgängern immerhin Otto von Bismarck, Friedrich Schinkel aber auch Horst Wessl zählten. Die nächste Station hieß Weinmeisterstr, dann Niederwallstr und schließlich, in Wilmersdorf, die Salzbrunner Straße - bissjen viel für nur 50 Jahre. Im Kloster Lehnin, auch wenns kein Franziskanerkloster, sondern ein Zisterzienserkloster war, können wir uns gut in die Atmosphäre von soner Bildungsanstalt hineinversetzen, die dicken Lehrer mit Bademantel und Hinterkopfglatze müssen wir uns allerdings dazudenken.

Apropos Pisastudie: im Jahr der Reichsgründung wurden die preussischen Schulen überprüft, mit katastrophalem Ergebnis: an Lehrerknappheit bestand kein Mangel, die Schüler konnten nicht lesen und wenn, dann wars falsch; die Lehrer waren so frustriert, daß viele auf Kassenkosten nach Amerika ausgewandert sind oder sich zum Bahnwärter umschulen ließen, trotz Schulpflicht seit 1717 - das ist kein Witz. Die Lehrer waren anders als heute schlecht bezahlt und mancher kam nur über die Runden, indem er nebenher noch nen Branntweinausschank betrieb. Dadurch wurden seine Schüler wohl nicht grade besser, aber lustiger wars mit Sicherheit. Wem Dortmund als neupreussische Stadt mit seinem Schulmuseum zu weit weg ist, der kann hier in Brandenburg bleiben und sich in Reckahn an der Havel son süßes kleenet Schulmuseum ansehn, wo Friedrich Eberhard von Rochow Probleme damit hatte, seinen Gutsbauern die Vorteile neuer Techniken verständlich zu machn, deswegen hat er die Bauern ohne Pause auf Fortbildungen geschickt, bis ihnen alles egal war. Heute gilt von Rochow als großer Pädagoge, vom dem sogar der Alte Fritz lernen wollte.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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