Foto: Rainer Fedke


Zwei Erreger öffentlicher Ärgernisse
werden identitifiziert
Express-Historie von A. Behmel

Als die Pest in Europa ambulant war, sahen sich die Menschen ratlos: Waren die Katzen oder die Hunde an dem Malör Schuld? Nützte 4711 was? Schadete das Rauchen der Gesundheit oder wars gut gegen die Pest? Eins war sicher: wenn irgendwo die Pest auftauchte, sollte man selber besser abtauchen. Darum wurde weit vor den Toren der Stadt 1710 die Charité hingepflanzt, als Pesthaus und als Organ der medizinischen Bildung, was auch dem Militär zugute kam, so daß die Zahl der Institute zunahm, bis die Charité 1927 unter Ferdinand Sauerbruch wirkliches akademisches Unikum wurde. Immer moderner, immer größer und leider auch immer scheußlicher wurden die Gebäude, besonders das Bettenhaus kann es nur anästehtisch mit den freundlichen, efeubewachsenen Altbauten aufnehmen. Seitdem die Stadt ihre Außenbezirke annektiert hatte und die ehemalige Quarantäneregion zum Zentrum gehörte, war auch die Klinik ein Sammlbecken großer Geister geworden. Rudolf Virchow, 48'er Barrikadenbauer und Pathologe, Schliemannbegleiter und Politiker, aber auch Robert Koch, der Erfinder von Cholera und Tuberkelose - die beiden muß man nennen können, wenns um die Charité geht. Weiter unten in der Dorotheenstraße steht das kleine Koch-Museum und erinnert diejenigen die es wissen wollen, an die große Erregerproklamation von 1882.

Gleich neben der Charité hat Liese Meitner ihre große Tat vollbracht, na, sagen wir mal lieber, sie hat zwei große Taten vollbracht. Einmal hattse mit Otto Hahn zusammen die Grundlagen für die Kernspaltung erforscht und so die Atomkraftwerke, aber auch die friedliche Nutzung möglich gemacht. Die andere große Tat hatte darin bestanden, den olln Max Planck forsch davon zu überzeugn, daß auch Frauen zu Vorlesungen an der Uni zugelassen werden müssen. Das hat dem Planck erst gar nicht gefallen, doch dann hat er sie sogar zu seiner Assistentin gemacht. Man könnte sagen: Diese Frau war mit allerschwersten Wassern gewaschen. Hahn und Meitner haben geforscht, daß die Kerne nur so geflogen sind, bis die Meitner am Ende nen eigenen Lehrstuhl kriegte, aber leider immer per Dienstboteneingang und mit Büro unten im Keller. Übrigens, den Nobelpreis für die Beinah-Bombe hat nur der Hahn im Korb bekommen, nicht das fleißige Lieschen, die aber dennoch frontal in einer Reihe steht mit Einstein, Heisenberg, Hertz, Planck und all den andern Strahlemännern.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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