Salzburger Protestmarsch
Express-Historie von A. Behmel
"Dann ist es halt Berlin!" haben sich die Salzburger Protestanten gesagt, als sie's in ihrem
Musikantenstadl nicht mehr aushielten; und das war so gekommen: In Österreich gab es zwar
keinen Sonnenkönig, aber einen Fürstbischof namens Firmian. Die Salzburger waren evangelisch
aber der Fürstbischof nicht - das war schon der ganze Ärger. Darum sindse losgelaufen, bisse
bei uns waren, zu Fuß, denn im Unterschied zu den Hugenotten waren die Salzburger arm, da sie
aus ihrer Heimat kaum was mitnehmen durften, schon gar kein Geld. Hier bei uns wußten wir von
dem gepfefferten Problem in Salzburg und hatten dort schon mal vorsorglich Werbung gemacht,
weil wir hier immernoch Einwohner brauchten: Bauern, Handwerker, Bürger, Lehrlinge,
Schusterjungen, Kaufleute, Kolonisten und nicht zuletzt Soldaten. Deswegen hat unser König
einen gesalzenen Flyer verteilen lassen auf dem man lesen konnte, daß ne Einwanderungsprämie
gezahlt wurde: Vier Pfennige für jeden Mann, drei für die gnädige Frau und zwei für jedes Kind.
Außerdem stand drauf, daß der Besitzer des Flyers unter preußischer Protektion stand, egal wo
auf seiner Reise nach Preußen er sich grade befand; ein Blankovisum - und das hat gezogen.
Mit 3.000 Salzburgern hatte man gerechnet und mehr als 20.000 sind insgesamt hergezogen.
Nebenbei gesagt: auch welche aus der Schweiz, aus Böhmen und dem Elsaß, aus der Pfalz und
aus Wallonien, überrall hat sich das rumgesprochen und bald galt schon das Sprichwort:
"Preuß' wird keiner ohne Not, ist ers worden, dankt er Gott!"
Jeder Familie hatte der König folgende Ausrüstung versprochen: 60 Morgen Land, vier Pferde,
vier Ochsen, drei Kühe und 120 Scheffel Getreide, Wagen und Geräte für zwei Jahre vollkasko
und steuerfrei. Aber so schnell sprießt es in Preußen nicht. Die Felder mußten erst bestellt
werden und so war der erste Winter oft sehr hart: es gab nichts zu essen. Alles in allem hat
es zwei oder sogar drei Generationen gedauert, bis die Bauanhöfe richtig Profit abgeworfen
haben; und weil König Friedrich Willem auch wußte, daß die Leute was zum essen brauchen, sonst
gehnse wieder, hat er mit Fürstbischof Firmian feste verhandeln lassen, damit wenigstens ein
bißchen vom Geld nachkam. Anderthalb Millionen Gulden hat er dabei rausgeschlagen und den
größten Teil zumindest hat er wieder reingebuttert. Das war politisch klug vom Soldatenkönig.
Charakterlich muß er aber eher zu den Ekeln gerechnet werden, besonders, wenn wir uns dran
erinnern, wie hermankattegorisch abschlägig er seinen später so großen Sohn behandelt hat.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
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