Foto: Rainer Fedke


Ein Mauer-Fall anno 1734
Express-Historie von A. Behmel

Voll Esprit, eitel, rauflustig und bissjen aufgeblasen: So hat der Soldatenkönig in Wusterhausen seinen olln Saftladen von Jagdschloß auf Vorderman gebracht und dafür gesorgt, daß ein ordentliches Budget geführt wurde - leichtlebig war der leider nie, aber er hat wenigstens Sümpfe trockengelegt, erst einen richtigen, und dann, als er König geworden war, auch den in seiner Verwaltung. Das Motto lautete kurz und knapp: "Gebet nicht mehr aus, als ihr einzunehmen habet" Apropos Motto: man sollte wegen den vielen Kurfürsten, Königen und so weiter nicht die Motten kriegen, vor allem wennse alle Friedrich heißen, weswegen man den Herrschaften auch ein amtliches Nummernschild verpaßt hat wie beim Auto: In Potsdam hängen die ganzen Fritzen am Amtsgericht, Hegelallee 8, als Hohenzollerngalerie und halten die Fassade aufrecht.

Der Soldatenkönig hat noch was andres aufgezogen, um Geld zu sparen, aber das würde heute nicht mehr ziehen: Eine Mauer hat er hingeziegelt, einmal rund um Berlin herum, die sogenannte Akzisenmauer, was heute "Handelsschranke" hieße. Ein wahres Monstrum, denn immerhin war Berlin schon stolze 13 Quadratkilometer groß mit hunderttausend Berlinern drin - und das alles hat die Mauer1.0 eingeschlossen. Diese Akzisenmauer hatte keine militärische Verwendung sondern 'ne ökonomische. Der König wollte verhindern, daß Grenzverletzer in die Stadt was reinschmuggelten und daß republikflüchtige, Verzeihung, monarchieflüchtige Deserteure sich rausschmuggelten. Außerdem hat er damit den Fremdenverkehr geregelt: So durfte der damalige UPS von außerhalb nur durch das Rosenthaler Tor einreisen, wie die Touristen am Checkpoint Charly.

Für dieses edle Gewächs hat König Friedrich Wilhelm I. die alte Stadtmauer einreissen lassen und parallel dazu gleich die Neue hingestellt, nur etwas weiter draußen. An manchen Stellen wars ein Palisadenzaun, gar nicht zu vergleichen mit der vormaligen Festanlage mit fuffzich Meter breiten Wassergräben. Einige von diesen neuen Stadt-Toren sind dazu noch von Stararchitekten wie Karl von Gontard und Carl Gotthard Langhans hoch dekoriert worden. Leider umsonst, denn auch diese Mauer ist nicht alt geworden. Nach dem 1866'er Krieg ist das Projekt Akzisenmauer nämlich wieder hin- und baufällig geworden. Derart schnell war die Stadt gewachsen! Wenn wir unseren BVG-Plan ansehen, können wir den Verlauf der ollen Akzisenmauer noch gut erkennen: Alles was wir tun müssen, ist ein paar Bahnhöfe suchen und mit einem Rotstift markieren, dann haben wirs schon: Brandenburger Tor/Unter den Linden, Hallesches Tor, Kottbuser Tor, Schlesisches Tor, Frankfurter Tor, Oranienburger Tor, Prenzlauer Tor... Jetzt verbinden wir die Punkte miteinander zu einem Kreis, und dann ist es Alt-Berlin.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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