Foto: Monika Morawitz


Die größte Baustelle...
Express-Historie von A. Behmel

Berlin wuchs prächtig, wie wir auf dem berühmten ersten Stadtplan sehen können. Für dieses Bild skizzierte Johann Gregor Memhardt verantwortlich und es zeigt Berlin im Jahre 1652. Die Stadt reichte vom heutigen Alexanderplatz im Osten bis zum heutigen Monbijouplatz im Norden und bis zum Spreekanal im Süden und der lag im alten Cölln.

Memhardt war als Festungsbaumeister fest angestellt, denn dieser Beruf hatte damals Hochbaukonjunktur. Der Dreißigjährige Krieg hatte wiedermal gezeigt, daß es keine Liebe mehr unter den Menschen gibt. Alles war hin, unser ganzes Europa lag in Schrott und Asche und hier in Berlin-Brandenburg ist es mit am schlimmsten gewesen, weil wir hier - typisch! - strategisch äußerst ungünstig genau zwischen Schweden und Österreich, zwischen protestantischem Hammer und katholischem Amboss hingen, was sich darin geäußert hat, daß wir vierzig Prozent unserer Mitbürger eingebüßt haben. Das hieß zweierlei: zunächst mußten wir sehen, daß uns dergleichen nicht nochmal vorkommt und außerdem mußten wir wieder Arbeitskräfte reinholen um die ganzen Belegschaften wieder aufzufüllen. Im Museum Wittstock/Dosse kriegen wir das ganze dreißigjährige Kriegsdrama friedlich und einpriegnitzsam präsentiert.

1683 war es endlich soweit und die neue Memhardtsche Stadtmauer wurde in Betrieb genommen: 13 Bastionen türmten sich rings um Berlin herum auf, alles mit schnurgeraden Straßen verbunden und Wassergräben dazu, manche bis zu fuffzich Meter breit. Auch neue Stadttore haben wir bekommen eins davon direkt am Anfang der Linden, aber bald wurde dieser Ring schon zu klein und unpraktisch und hat nicht mehr in die damalige moderne Zeit gepasst. Schon ein halbes Jahrhundert später mußten wir unsre gesamte Befestigungsanlage wieder abreißen. Berlin ist damals die größte Baustelle Europas gewesen: Überall entstanden außerhalb neue Vorstädte, weil neue Einwohner einberlinert wurden und das ist die zweite Aufgabe gewesen: Bevölkerungswachstum!

So wie heute auch gab es damals schon nicht genug Leute, die in die Rentenkassen einzahlten. Deswegen wurde die europäische Einwanderungsszene komplett nach Berlin eingeladen. Fast könnte man sagen, ein Glück für uns, daß die Franzosen so mies mit ihrn Hugenotten umgesprungen sind, und wie gut, daß der Salzburger Fürstbischof son Ekel war und seine Protestanten rausgeekelt hat. Denn ohne die wären wir hier für lange Zeit nicht wieder auf Trab gekommen. Sicher, am Anfang gabs Integrationsschwierigkeiten, vor allem mit den Franzosen, weil die nicht berlinern konnten. Drum hat die Berliner Schnauze ebent Französüsch gelernt und denn jing det och...

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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