Foto: Rainer Fedke


Kein Schloß für den Boss!
Express-Historie von A. Behmel

Um das noch einmal ganz klar zu sagen: Berlin war im Mittelalter eine freie Hansestadt mit freien Hansavierteln, eine Art Republike im Reiche. Wir hatten rund 8.000 Einwohner, 1.000 Gebäude, darunter drei Rathäuser, jede Menge Kirchen, Hospitäler und Klöster und das alles war von einer zwar malerischen aber durchaus notwendigen Stadtmauer umgeben, denn ante portas hat sich der Umlandadel mit seinen Fehden die Chassis verbeult. Das erschien uns in der freien und Hansestadt Berlin als unsinnige Betätlichung. Vor allem der Clan der Quitzow aus Perleberg ist uns bei unserem friedlichen Wirtschaften an den Karren gefahren, hat unser Vieh geklaut und unsere Gäste ausgeplündert, wenn die zu Besuch waren. Auch die wilden Pommern haben regelmäßig Gruppenreisen nach Brandenburg organisiert - alles in allem ziemlich schwierige Nachbarn.

Jetzt kommt schon wieder ein Friedrich II. Sozusagen, Friedrich der zweite der Zweite, aber diesmal kein Stauferfritze und auch kein Alter Fritze, sondern ein Kurfürstenfritze mit Beinamen Eisenzahn - der hieß nicht zum Spaß so. Eisenzahn wollte hier in Berlin sein Schloß haben und das fanden wir inaktzeptabel, weil wir dadurch Residenzstadt geworden wären und alle Privilegien und Hanserechte verloren hätten, also mußten wir uns wehren. Darauf erklärt der verbohrte Eisenzahn die Ehe von Berlin und Cölln für ungültig und stellt uns unter Militärverwaltung. Dann wollte er noch das Gelände für sein Schloss verstaatlichen und hat selber ohne Rechtsgrundlage den Grundstein dazu gelegt, da, wo später tatsächlich das Schloß hingeschlütert wurde. Nur Scherereien hatte man und so wurde ein Bummelstreik gemacht: wir ham einfach nicht mitgezogen, wenn der was wollte. Das war im Jahr 1448 Der Große Berliner Unwille, als wir die Amtsrichter festgesetzt, Akten verbrannt, die Aufseher rausgeschmissen und dem ganzen Haufen Hausverbot erteilt und den Bauplatz vom Schloß spreemäßig unter Wasser gesetzt haben. Da ging der Eisenzahn aufm Zahnfleisch und hat einen Brief nach dem anderen an uns geschrieben, aber so doof sind wir nicht gewesen und haben dem geantwortet. Stattdessen haben wir uns auf einen Waffengang vorbereitet. Dazu isses leider nicht mehr gekommen. Direkt schade! Die anderen Hansestädte waren nämlich nicht mit dabei und am Schluß hat Eisenzahn 2:1 nach Verlängerung gewonnen - Berlin wurde Residenzstadt. Diese bedauerliche Niederlage hat sich auch in unserm Wappen niedergeschlagen, denn seit damals und bis ins Jahr 1700, zeigte unser Stadtsiegel einen roten Adler, der seine Krallen in den Pelz von einem schwarzen Bären niederschlägt.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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