Dynastisch elastisch!
Express-Historie von A. Behmel
Regierungen, ob ererbt oder gewählt, dauern selten ewig; so müssen wir insgesamt vier Fürstenhäuser
erwähnen, wenn es um Brandenburg geht: erst kommen die Askanier, die Familienbande von Albrecht dem
Bären, aber die sind ausgestorben. Zufällig war damals Ludwig der Baier gerade Kaiser vom deutschen
Reich heiliger Nation und der hat seinem arbeitslosen Sprößling den Posten eines Markgraf von
Brandenburg verschafft. Somit wurden wir Berliner durch unseren neuen Regierungschef übergangsweise
zu Baiern. Jetzt war aber in Sachsen noch ein Ast abgezweigter Askanier übrig und die hatten sich auch
Hoffnungen gemacht, Markgrafen zu werden. Tja, daraus wurde aber nüscht, und denn warense sauer
und sind auch ausgestorben. Ludwig dem Baiern war ein Markgraf zum Sohn noch nicht edel genug,
und so hat er ihn zum Kurfürsten befördert, also einer, der den Kaiser mitwählen darf, in unheimlich
gemeiner, unfreier Wahl. Seitdem ist der Landesvater von Berlin-Brandenburg einer der mehr oder
weniger 7 Kurfürsten gewesen. Inzwischen zierte die Kaiserkrone aber schon einen neuen Kopp und
der kam aus Luxemburg, was damals noch zum römischen Heiligtum deutschen Reiches gehörte, und die
Luxemburger haben den Baiern die Mark Brandenburg abgekauft und knapp vierzig Jährchen behalten,
bis ihnen das Geld knapp wurde.
Was-ein-Zufall, daß es in Nürnberg einen Mann gab, der genug Geld hatte! Friedrich Burggraf von
Nürnberg hieß er und war ein Hohenzoller aus der fränkischen Linie dieser schwäbischen Familie und
damit ein indirekter Ex-Berliner. Jetzt hatte dieser Burgraf seinem Kaiser indessen nicht fürn Appl
und 'n Ei geholfen, sondern: er wollte Verwalter von Brandenburg dafür werden, und das ist er mit
seinem Management-buy-in anno 1411 auch geworden.
Vor allem die Quitzows, eine Raubritterfamilie, haben den Deal äußerst feindselig aufgefaßt, aber
insgesamt war die Übernahme für den Burggrafen ein Erfolg ohnegleichen. Nachgeholfen hat dabei
übrigens 'ne dicke Dame namens "Faule Grete", was ein Wonneproppen eigener Proveniens gewesen ist,
nämlich die größte Kanone ihrer Zeit und damit hat Burgraf Friedrich dicke Steinkugeln verschossn,
bis keiner mehr gemeckert hat. Friedrich war schlau und hat seinen Kaiser immer tiefer in die roten
Zahlen hineingetriebn - auf diese Weise konnte er seine Karriere und sich selbst und seine
Nachkommen mit der Kurwürde krönen: 17 Degenerationen lang haben die Hohenzollern gewirtschaftet
und aus dem klein' aber fein' Brandenburg hamse das große Preussen zusammengeschustert. Genauso
wars damals.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
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