Foto: Monika Morawitz


Klassische Schlägerparade
Express-Historie von A. Behmel

"An den Ufern der Havel, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, lebte ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit..." So beginnt der Knüller von Heinrich von Kleist über eine der aufreibendsten Fehden in unsrer ansonsten ganz friedlichen Gegend hier.

Fehden waren so häufig, wie Zank am Meer und deshalb so ärgerlich, weil es keine Schiedsrichter gab. Daher mußte man alles und jeden selber hoheitlich erledigen, auch den Strafvollzug auch die Rechtskampfmittel, weil jetzt aber weder Prügelstrafe noch Todesstrafe allgemein abgelehnt wurden, kam es zu erheblichen Verletzungen unter der Zivilbevölkerung und zur ernsthaften und absichtsvollen Beschädigung von feudalem Privateigentum. Fehden konnten zwischen Einzelpersonen, Familienverbänden und sogar zwischen Städten ausgetragen werden, bis das ganze Lehnsunwesen landesweit derartige Ausmaße angenommen hatte, daß sogar der Kaiser Drohbriefe mit Absenderadresse bekam; da lief ihm das Pulverfaß über. 1496 wurde der ewige Landfrieden verkündet und eine jahrtausendalte Tradition endete mit einem Fehdestrich seiner Majestät.

Hier in Brandenburg gabs noch andere berühmte Fehden außer der vom Kohlhaas. Dynamo Anklam gegen Bernhard Nienkerken Rangers: 2:0; Brandenburga Markgrafen gegen Erzbischof von Juventus Magdeburg 1:1 unentschieden nach enormer Verlängerung; Albrecht die Eisbären trifft auf 1. FC Graf Stade mit Rückspiel und Zurückrückspiel, eine ganze Reichs-Liga voller Warlords, alle mit Blechschaden.

Weil jetzt die Fehde-Saison meistens im Sommer war, hat es die Landbevölkerung samt Saat und Ernte jedesmal besonders hart getroffen, denn man konnte die Fehde auch so auffassen, daß nur die Untertanen des Gegners fertiggemacht und ausgeraubt wurden.

In Zernikow, eine Stunde Fahrt vor Berlin, findet jedes Jahr ein Ritterfest statt, genauso wie auf Burg Rabenstein/Fläming wo man sich ein Bild davon machen kann, wie schmerzhaft das gewesen sein muß, in eine Fehde hineinzugeraten, trotz kompletter Fußgängerverschalung, wenn diese Raufbolde aufeinander losgeprügelt haben, daß die Funken nur so spritzten. Dann Revanche frei nach dem Motto, gehnwa zu dir oda zu mir? Auf Gut Zernikow hat übrigens auch Achim von Arnim mit seiner Familie gewohnt, der Mann, dem wir "Des Knaben Wunderhorn" verdanken, eine der schönsten Sammlungen alter Volkslieder, die mit dem Schlagergewinsel aus dem-menten Musikanten-End-Stadl gottseidank überhaupt nüscht gemeinsam haben.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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