Stadtkernfusion auf der Museumsinsel
Express-Historie von A. Behmel
Das erste anständige Stadtrecht kam um 1230, aber da war unser Berlin noch winzig: Und weil det
allet so kleen war und weil es sich nicht gelohnt hat, sind wir mit unseren Nachbarn, den
Cöllnern, zusammgekommen und haben uns verkuppelt, unioniert und vereinigt bis wir eine einzige
blühende Landsmannschaft waren: Der alte Kern von Berlin, auf dem rechten Spreeufer, ist mit
dem kernigen Cölln, heutige Museumsinsel, planierungsvoll verschmolzen; 1307 wurde die
Länderhochzeit mit Markgraf Hermann dem Langen als Trauzeugen aufgehalftert. Wenn es nun
unserertage das neue Märkische Museum nicht gäbe, denn wüßte keen Aas mehr, was es mit der
Nikolaikirche mit ihren Doppeltürmen auf sich hat und warum es eigentlich "Neu-Kölln" heißt.
Übrigens, die Nikolaikirche: Da drin ist später unser Poet Paul Gerhardt Prediger gewesen, bevor
er gefegefeuert wurde, weil sich der Dichter als überzeugter Lutheraner auf das Toleranzedikt
vom Großen Kurfürsten keinen Reim machen konnte.
Vereingungen aller Art waren damals überhaupt in Mode: sogar eine ost-europäische Union hat es
schon gegeben; es handelte sich dabei um die "Hansa", genau so wie das Viertel oder die Luft-,
und die hat einmal rund um die Ostsee, wie das inzwischen hieß, rumgereicht mit Niederlassungen
in ganz Niederdeutschland und sogar bis nach England rüber. Wir Berliner waren mit unserer
Hansestadt mit dabei und haben mit verschiedensten Gütern gehanselt: Korn aus Ostdeutschland,
früsche Füsche aus Skandinavien, Salz aus Lüneburg und Moselweine aus dem Rheinland. Im Gegenzug
kamen Pelze und Holz aus Russland zu uns - ein einig Volk und Wirtschaftswunder ist das mit
der Hanse gewesen.
Der Berliner Senat bestand derzeit nur aus zwei Brüdern, Johann I. und Otto III. und was die
beiden zu wirklich einzigartigen Politikern gemacht hat, war, dasse sich nicht gegenseitig
untereinander ausgestochen haben, wie es sonst immer üblich gewesen ist bei Prinzen und
Thronfolgern. Im Gegenteil, gemeinsam regiert hamse und das gar nicht schlecht, weilse dafür
gesorgt haben, dass örtliche Städte und stattliche Orte gegründet und bevölkert wurden: zum
Beispiel Strausberg, oder Frankfurt Oder oder Templin und viele andere. Die beiden waren als
Markgraf im gemischten Doppel erste Liga und rangierten in Vertretung des Kaisers in dem
östlichen Grenzgebiet, mit eigener Münzhoheit und Steuerrecht. Der Erzbischof von Magdeburg
hat uns das leider nicht gegönnt und so hat es lange gedauert, bis wir hier auch in religiöser
Hinsicht zu neuen Ufern aufbrechen konnten.
Fortsetzung folgt....
Quelle: a. behmel, 2004
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