Foto: Rainer Fedke


Berliner Spandauer Vorstadt
Express-Historie von A. Behmel

Spandau ist geringfügig älter als Alt-Berlin, grob 50 Jahre, und so kommt es auch, daß mit der Verschmelzung Berlin-Spandau, der Berliner Geburtstag zeitlich weiter zurückverlegt werden konnte. Deswegen verdient dieser frühere Nachbar und heutige Stadtteil auch ein eigenes Kapitel. Um 1200 rum fällt die erste spandauer Erwähnung in den Urkunden unserer Region, was aber nicht heißt, daß die Siedlung nicht noch wesentlich älter ist, denn wenn wir uns erinnern, ist Spandova eine slawische Siedlung gewesen, allerdings ohne Gemeinderachiv mit Fernleihequittung.

Berühmt wurde hauptsächlich die Festung von Spandau, die im Mittelalter als uneinnehmbar galt, als Gefängnis für Ausbrecher als unentrinnbar und während der Nazizeit als Forschunglabor für Chemiekeulen als unverzichtbar. Heute ist das ein süßes Museum für preussische Militärgeschichte rund um den Juliusturm, von dem aus, man die Altstadt von Spandau gut im Blick hat. Spandau liegt viel verkehrsgünstiger als Berlin, nämlich da, wo Spree und Havel sich entmündigen, schließlich waren Flüsse sowas wie die Autobahnen des Mittelalters und die Landstraßen dagegen ne einzige Fangopackung, was sich erst mit der Eisenbahn geändert hat. Mit seiner Festung war Spandau für das preußische Militär ideal: es gab weniger selbstbewußte Bürger als im frechen Berlin, Potsdam war auch nicht viel weiter weg und man hatte wie gesagt zwei gute Flußverbindungen ohne Pendelverkehr oder Personalwechsel. So hat sich das Städtchen langsam aber sicher zum Paradebeispiel einer Garnisonsstadt herausgebildet. Im 18. Jahrhundert waren 30% der Spandauer direkt bei der Preußischen Bundeswehr angestellt oder haben freiberuflich dafür gearbeitet und so hat der Versailler Vertrag Spandau auch besonders hart getroffen. Denn darin wurde festgelegt, daß Deutschland keine Waffen mehr produzieren durfte. Mit einem Schlag ins Kontor waren 50.000 Spandauer ihrn Job los, was dem Goebbels gut in den Kram gepaßt hat, mit seiner Über-Ich-AG für Größenwahnsinnige und Egomanen, von denen Rudolf Hess 'ne besonders insassige Beziehung zu Spandau hatte. Wer Spandau besuchen will, kriegt mehr als Kanonen und Preußischblau zu sehen, die Zitadelle ist außerdem ein reger Veranstaltungort, zum Beispiel mit dem Fledermausmuseum mit echten Vampiren aus den Tropen, was ich nur warmblütigst empfehlen kann, denn immerhin gilt die Zitadelle als bedeutendstes Fledermaushauptnachuntenquartier von ganz Norddeutschland.

Fortsetzung folgt....



Quelle: a. behmel, 2004


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